Geschichte Maschinenbau

"Nachhaltigkeit von hoher Bedeutung für Familienunternehmen"

Am 11. und 12. Oktober 2022 findet in Berlin der 13. Deutsche Maschinenbau-Gipfel von VDMA und PRODUKTION statt. Auch Axel E. Barten, Vorsitzender des Beirats der Achenbach Buschhütten GmbH & Co. KG, wird teilnehmen. Hier erklärt er, warum er kommt und was für ihn die aktuellen Top-Themen der Branche sind.

Wie wichtig ist Ihnen das Thema 'Nachhaltigkeit' in Verbindung mit dem Klimawandel?

Axel E. Barten: "Das Thema Nachhaltigkeit hat in unserem Familienunternehmen über Jahrhunderte hinweg (Gründungsjahr 1452), bedingt durch die Knappheit von Ressourcen in unserer Region, immer eine hohe Bedeutung gehabt. Bekanntlich sprechen wir von ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit sowohl in der Unternehmens- wie auch in der Produktentwicklung. Mit Blick auf den Klimawandel haben wir unsere Aktivitäten in Richtung ökologischer Nachhaltigkeit beschleunigt, um in den nächsten Jahren nachweislich klimaneutral zu werden."

VDMA: Bedeutung der Gaskrise für den Maschinenbau

„Gas sparen oder ersetzen ist in industriellen Prozessen nur mithilfe von Technologien aus dem Maschinen- und Anlagenbau zu machen“, sagt Matthias Zelinger, Leiter Klima & Energie im VDMA. „Deshalb werden aktuell im ganzen Land Gasbrenner in Industrieöfen und Wärmeprozessen modifiziert, werden Steuerungen neu programmiert und Anlagen zum Gasmischen installiert.“ Gerade die Umstellung von Prozessen auf andere Energieträger - vor allem auf Öl, Propan-Butan-Gas, Biogas und Strom - sei kurzfristig gefragt, um die Erdgas-Abhängigkeit zu reduzieren. „Das gilt für energieintensive Kundengruppen, aber auch für den Maschinenbau selbst. Im Durchschnitt ist die unsere Industrie zwar kein Großverbraucher. Aber das Gas wird in entscheidenden Produktionsschritten eingesetzt, deshalb ist auch die Investitionsbereitschaft hoch“, erläutert M. Zelinger.

Der VDMA weist darauf hin, dass dennoch zu beachten sei, dass die Unternehmen erheblichen Belastungen ihrer Kostenstruktur durch steigende Energiepreise und die kommende Gasumlage ausgesetzt sind. Betroffen sei der Maschinen- und Anlagebau häufig bei Produktionsprozessen mit Wärme. "Ohne thermische Behandlung gibt es zum Beispiel keine gehärteten Zahnräder und damit auch keine Getriebe für Windanlagen oder Erntemaschinen. Das Gleiche gilt aber auch für dauerhafte Lackierungen, spannungsfreie Gussteile und viele andere Produkte und Prozesse. Mittelfristig gibt es erhebliches Einsparpotential durch mehr Abwärmenutzung, diese erfordert aber mehr Planung und wird eher sukzessive eingesetzt", zeigt der VDMA auf

Lieferketten in Gefahr

Der VDMA-Energieexperte warnt: „Die Aufgabe ist keineswegs schon bewältigt: Zwar können viele Maschinen- und Anlagenbauer eine kurzzeitige Reduzierung der an sie gelieferten Gasmenge um 20 % bis 40 % wohl bewältigen. Aber eine längere Gasrationierung würde viele Unternehmen trotz Investitionsbereitschaft noch in erhebliche Schwierigkeiten bringen. Engpässe liegen vor allem in der Verfügbarkeit der Komponenten. Hinzu kommt die hohe Auslastung der spezialisierten Maschinenbau-Firmen, deren Kapazitäten nicht einfach zu steigern sind.“ Für dieses Jahr drohe zusätzlich, dass bei einer längeren Reduzierung der Gasmengen - zum Beispiel um 50 % - viele Lieferketten reißen. „Eigene Investitionen sind das eine, die Umsetzung und die Lieferfähigkeit unserer Lieferanten beispielsweise aus der Stahl-, Halbleiter- oder Chemie-Branche das andere“, sagt M. Zelinger.

Flexible Regeln am Arbeitsplatz notwendig

Weitere erhebliche Herausforderungen liegen nach Ansicht des VDMA auf Behördenseite. Brennstoffwechsel würden oft neue Genehmigungen der Anlagen erfordern. „Obwohl der Bund hier maximale Flexibilität zeigt, ist diese noch nicht überall bis zu den regionalen Behörden umgesetzt und manchmal auch mit rechtlichen Risiken für die Unternehmen verbunden.“ Hinzu kämen Fragen rund um die Arbeitsplatztemperaturen, hier gelten klare Regelungen für Arbeitsplätze. Dazu sind viele Betriebe im Gespräch mit den Mitarbeitenden, am Ende werde es aber ohne flexiblere Regeln nur geringe Einsparungen geben. „Raumwärme gehört zu den größten Gasverbrauchern in der Branche, da braucht es schnelle Lösungen“, fordert der VDMA-Energieexperte

VDMA (ih)

Geschichte Maschinenbau

Im Fachbereich Maschinenbau kamen im Jahr 1999 drei Dinge zusammen: Erstens eine Studie, zweitens ein Projektkurs und drittens die Bologna-Erklärung. Eine unter Studenten durchgeführte Studie offenbarte die Orientierungslosigkeit vieler Studenten im Grundstudium des Diplomstudiengangs. War sie Schuld an der hohen Abbrecherquote, die nicht nur in Darmstadt, sondern überall in Deutschland Standard zu sein schien? Das Studium des Maschinenbaus vollzog sich an allen Universitäten gleich und unterlag der von der Kultusministerkonferenz vorgegebenen Rahmenprüfungsordnung Maschinenbau, aus der man nicht ausbrechen durfte ohne Gefahr zu laufen, erstens aus dem Fakultätentag Maschinenbau ausgeschlossen zu werden und zweitens den Studiengang nicht vom Hessischen Wissenschaftsministerium genehmigt zu bekommen.

Um dieser Orientierungslosigkeit vorzubeugen, wurde ein Projektkurs für Erstsemester eingeführt, in dem 1998 etwa 70 Prozent der Erstsemester freiwillig eine Meerwasserentsalzungsanlage für ein Dorf in Namibia entwarfen. Ziel des Projektkurses war, den Studenten eine Übersicht über die Breite des Maschinenbaus zu geben, ihnen die Bedeutung der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen klar zu machen und eine Bindung an den Fachbereich Maschinenbau herzustellen. Der Kurs wurde evaluiert und erhielt von allen Seiten gute Kritiken. Der Projektkurs „Einführung in den Maschinenbau“ entwickelte sich zum Kristallisationskeim für die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge „Mechanical and Process Engineering“.

Losgelöst von der Rahmenprüfungsordnung gelang es, ein modernes Maschinenbau-Curriculum zu entwerfen. Alle Kernkompetenzen, die ein Maschinenbau-Ingenieur benötigt, sollte im Bachelor-Studiengang vermittelt werden. Gegenüber dem Diplomstudiengang wurde das Studium mathematischer, weil Modellierung und Simulation mehr Raum gegeben wurde. Und es gab ein Paradigma, dem sich das gesamte Curriculum zu unterwerfen hatte: „Wir erziehen Forscher“ wurde zum Leitmotiv. Undergraduate Research war ein Schlagwort, das in den USA gerade Furore macht. Der Fachbereich implementierte Undergraduate Research bereits in den Bachelor-Studiengang. Durch diese stärkere Forschungsorientierung unterschied man sich deutlich von den Fachhochschulen mit ihrer „stärker anwendungsorientierten“ Profilierung, aber auch vom bisherigen Diplom-Studiengang.

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